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Burg Schweinsberg

Burg Schweinsberg war im 13. Jahrhundert eine kleine Fluchtburg, die auf dem Plan als Oberburg bezeichnet wird. Von der ursprünglichen Mauer der Oberburg sind nur noch Reste erhalten. Der mächtige runde Turm in der vieleckigen Mauer existiert nicht mehr bis auf einen kleinen Teil seiner ursprünglichen Wandung und Fundamente. Die Erweiterung der Burg im 15. Jahrhundert war erheblich. Eine innere Zwingermauer und eine mächtige äußere Zwingermauer umgaben jetzt die alte Oberburg. Der Eingang wurde durch eine Vorburg gesichert. Im Inneren der Burg müssen zahlreiche Häuser gestanden haben, wie an den noch vorhandenen Kellern zu sehen ist. Nach der Zerstörung der Burg im 30-jährigen Krieg blieben an Häusern nur die Kemenate und der Fähnrichsbau übrig. Erhalten haben sich auch die kleine Vorburg, der mächtige Hexenturm und die gesamte äußere Zwingermauer und große Teile der inneren Zwingermauer. Das sog. Kapellchen ist vermutlich in dieser Form nicht original.

Im 12. Jahrhundert war das Gelände des heutigen Schweinsberg noch Eigentum derer v. Merlau und gelangte durch die Heirat des Ritters Guntram Vogt mit einer Schwester des Ritters Eberhard v. Merlau in den Besitz der späteren Schenken zu Schweinsberg. Etwa um 1230/31, zur Zeit der heiligen Elisabeth von Thüringen, erbaute der Sohn Guntrams, der landgräflich thüringische Burgmann Guntram v. Marburg und v. Grünberg, eine Burg auf dem kleinen Basaltkegel. Guntram nahm den Namen „von Schweinsberg“ an und wurde vom Landgrafen von Thüringen, dem deutschen König Heinrich Raspe IV., zum hessischen Erbschenken bestellt. 1332 erhielt Ruprecht Schenck zu Schweinsberg Stadtrechte für Schweinsberg. Um 1482 wurde die Burg durch den landgräflichen Festungsbaumeister Hans Jakob von Ettlingen ganz erheblich erweitert und den neuesten Erfordernissen angepasst. Eine gewaltige äußere Zwingermauer entstand, gesichert durch drei halbrund vorspringende Türme und den mächtigen Hexenturm. Das Haupthaus der Burg, die Kemenate, wurde zwischen 1459 und 1497 durch Conrad Schenck zu Schweinsberg, Amtmann zu Lich, erbaut. Dem Haupteingang wurde eine rechteckige Vorburg vorgelagert, deren Eingang von einem runden Wehrturm gedeckt wurde und die heute noch erhalten ist.

 Im 30-jährigen Krieg wurde ein Teil der Befestigungsanlagen durch einen Brand und die Explosion des Pulverturms zerstört. Daraufhin verfügte Landgräfin Amalie Elisabeth die völlige Schleifung aller Befestigungswerke der Burg, trotz Bemühungen der Schencken, ihre Stammburg vor dem Untergang zu bewahren.

1852 wurde die Neue Kemenate von Obergerichtsrat Moritz Frhr. Schenck zu Schweinsberg umgebaut, nachdem sie jahrzehntelang nicht mehr bewohnt gewesen war. Unter der Leitung des Marburger Architekten Prof. Lange erhielt die Kemenate einen neugotischen Anbau. Obwohl die Umbauten den Stil der alten Kemenate erheblich verfälscht haben, entsprachen sie der damaligen romantischen Vorstellung von der Gotik. Parallel zu den Umbauten wurde auch der Garten neu angelegt, von dem Landau schwärmerisch berichtet. Burg Schweinsberg ist durch diesen radikalen Umbau heute eher ein bedeutendes Beispiel für die Romantik und den beginnenden Historismus als für eine spätmittelalterliche Burg. Die beiden noch existierenden Häuser der Burg wurden 1982 (Fähnrichsbau) und 1998 (Conrads Neue Kemenate) aufwendig restauriert. Im Fähnrichsbau wohnen zwei, in Burg drei Eigentümer. In den historischen Wohnräumen der Burg wohnt nach wie vor die Familie Schenck zu Schweinsberg, in deren Besitz die Burg von Anfang an war und damit auch ein direkter Nachfahre von Conrad Schenck zu Schweinsberg, des Erbauers der Neuen Kemenate. Die äußeren Wallanlagen sind im Eigentum einer Schenck’schen Stiftung. Damit ist diese Familie seit über 780 Jahren in Schweinsberg und auf der Burg präsent.